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Juergen
Administrator
Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312
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Hi,
wird mir nicht ganz klar: geht es um das erste oder um das zweite Staatsexamen?
Für das erste geht kaum ein ein Weg daran vorbei - außer der Waldorfausbildung.
Für das Referandariat gibt es zumindest die Möglichkeit, sein Referandariat an einer Schule mit Offenem Unterricht zu machen, z.B. in Eitorf an der Gesamtschule Harmonie oder an der Bildungsschule Harzberg in Lügde (bei Falko Peschel selbst). Weitere Schulen siehe Internetseite des offenen Unterrichts: Schulen
Zu der Frage, ob Bildungsferne forschendes lernen ausschließt: Definitiv nein. Siehe meine Diskussion mit Florian Felten: Gespräch mit Florian Felten und dessen Staatsarbeit (Erstes Examen)
Natürlich haben Schüler in der 4. Klasse größte Probleme, weil ihnen ja drei Jahre lang immer beigebracht worden ist: 'Mach das was die LehrerIn sagt - und nichts anderes!!' Und dann kommst Du daher - oder ich habe das auch erlebt. Und das geht schon gar nicht mit den Themen, die im Lehrplan stehen. Die sind sowas weit weg von ihrer Lebenswelt.
Du musst schon was finden, was sie wirklich interessiert - ich meine, Du musst für jede/n etwas finden, was ihn/sie interessiert. An dem Punkt kann es dann losgehen, das arbeiten der Kids - arbeiten bei dem sie merken: Och das interessiert mich ja, da habe ich ja was davon, wenn ich das mache. Das macht [I]mir[I] ja Spass!.
Die haben ja keine Erfahrung damit, wie es sein kann. Die wissen nur: Schule ist nicht mein Ding. Basta.
Selbst in Summerhill dauert das oft Monate.
Jürgen
__________________ Jürgen Göndör
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12.10.2014 00:01 |
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kunnukun
Grünschnabel
Dabei seit: 20.09.2014
Beiträge: 2
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Schließt 'Bildungsferne' Forschen und Selbstständigkeit aus? |
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Ich habe das Erste Staatsexamen für Grund-, Haupt-und Realschule an der TU Berlin gemacht und kann sagen, dass für die Praktika offener Unterricht teilweise sogar Bedingung war! Daher habe ich recht früh im Studium offenen Unterricht gesehen, damals an einer Spandauer Grundschule. Völlig im Gegensatz dazu stand der Beginn der Anwärterzeit: Offener Unterricht war bei mir vor Ort in Niedersachsen durchweg belächelt. Ich brach nach drei Monaten ab und besann mich auf meine wissenschaftlichen Interessen, arbeitete an einer Diss und wurde promoviert zu einem zeichentheoretischen Thema.
Allerdings gestaltet sich die Jobsuche immer wieder schwierig, und vor fast einem Jahr erfuhr ich, dass eine Grundschule einen Klassenlehrer für eine vierte Klasse als Vertretung für eine in Mutterschutz gegangene Lehrerin suchte. Der Mangel ist so groß, dass ich den Job mit nur erstem Staatsexamen bekam. So wurde ich Klassenlehrer in der Vierten, musste auch ausführliche Schullaufbahnempfehlungen und Zeugnisse schreiben. Dass das einigermaßen den Erwartungen entsprechend über die Bühne ging, ist ganz erfreulich, insbesondere angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Schule um eine Schule in einem sehr problematischen Milieu handelt. Natürlich kam dann die Frage auf: Noch mal mit 2. Examen versuchen? In mir wehrte sich alles dagegen. Die Tätigkeit als Lehrer in dem Milieu bestand im Wesentlichen aus Dressur und Verwaltung. Ich möchte nicht in dieser Weise dauerhaft tätig sein; das wäre eine Art geistiger Tod. Den Schülern gegenüber empfinde ich fast immer so etwas wie Sympathie. Aber der Unterricht ist extrem langweilig.
Was ich mich nun frage, ist: Erfordert ein so genanntes (sehr) bildungsfernes Schülermilieu üblicherweise eine Kleinschrittigkeit derart, dass ein eher dem Forschen ähnliches Lernen gar nicht mehr anzustreben ist?
Die Voraussetzungen schienen in der Tat gegen eine für offenen Unterricht typische Selbstständigkeit zu sprechen: Auch mathematisch und in Deutsch recht begabte Schüler hatten mit freierem Schreiben größte Probleme; der Phantasie im Rahmen einer Geschichte, die auch Unmögliches enthält, freien Lauf zu lassen, fiel fast allen sehr schwer. Die Ausnahme bildete ein Schüler, der vor einem Umzug von Berlin in die niedersächsische Provinz freies Schreiben eher gewohnt war. Das betraf auch Vorträge mit Plakatgestaltung in Sachkunde.
In welchem Maße schließt 'Bildungsferne' Forschen und Selbstständigkeit aus?
Ich bin nun erst einmal jobmäßig im Ganztag gelandet, halte aber gar nichts davon, erachte die Sache in der Tat als Bespaßung, die die Fähigkeit, sich selbst am Nachmittag zu beschäftigen (und dabei auch zu lernen), eher verringern dürfte.
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20.09.2014 23:26 |
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Juergen
Administrator
Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312
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Bitte bitte nie ein neues Thema an einen bestehenden Thread - an eine bestehende Diskussion - anhängen.
Zum Staatsexamen gibt es keine Alternative. An der Uni selbst gibt es natürlich die Abschlüsse Magister, Diplom, ... Das muss man an der Uni nachfragen - jetzt erst recht, wo alles und jedes auf Bachelor und Master umgestellt ist.
Es gibt zum Staatsexamen gibt es des deshalb keine Alternative, weil es eigentlich die Berechtigung zum Eintritt in das Referendariat bedeutet, welches dann mit dem 2. Staatsexamen abschließt.
Privatschulen können natürlich unabhängig von Staatsexamina einstellen, erhalten aber für eine solche LehrerIn weniger Geld vom Staat erstattet. Da Privatschulen per se nicht so toll ausgestattet sind, versuchen sie natürlich Leute mit Staatsexamina zu bekommen. Aber das ist auch wieder abhängig davon, was diese Schulen genau suchen - Zusatzqualifikationen, spezielle Kenntnisse, ...
Da muss man dann auch nachfragen.
Und es gibt natürlich noch im Waldorfbereich eine von Staatsexamen unabhängige Ausbildung, die aber dann nur für Lehrersein an Waldorfschulen berechtigt. Also auch wieder nachfragen.
Liebe Grüße
Jürgen
__________________ Jürgen Göndör
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01.09.2013 19:10 |
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Berlinerin
Grünschnabel
Dabei seit: 11.01.2013
Beiträge: 2
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Aus meinen Erfahrungen über die erste Phase der Lehrerbildung an verschiedenen deutschen Unis kann ich folgendes sagen:
In der Grundschulpädagogik finden sich durchaus Möglichkeiten im Studium, sich mit Offenem Unterricht intensiv auseinanderzusetzen. Du musst diese Möglichkeiten als Studierender nur selbst ergreifen und dich dafür einsetzen (z.B. Abschlussarbeiten über das Thema schreiben, in Referaten und Diskussionen darauf verweisen, etc.). Ich kann insbesondere die Grundschulpädagogik der HU Berlin empfehlen.
Natürlich ist man als Studierender an vielen Stellen gezwungen, sich mit anderen, z.T. zum Offenen Unterricht gegensätzlichen pädagogischen und didaktischen Ideen, auseinanderzusetzen. Jeder Professor, jeder Dozent hat da eigene Ansichten. Ich halte dies für ein fundiertes wissenschaftliches Verständnis von Offenem Unterricht aber auch unerlässlich. Oft wird erst in der Abgrenzung zu anderen Konzepten deutlich, was Offener Unterricht ist. Abgesehen davon, gibt es nicht den offenen Unterricht, sondern du musst dir persönlich und theoretisch darüber klar werden, welchen Unterricht du vertreten kannst und diesen immer wieder kritisch reflektieren.
Beim Studium mit 2 Fächern (für Sek. I und/oder Sek. II) sieht es dagegen ganz anders aus. Hier wirst du an deutschen Unis (meiner Erfahrung nach) wenig dazu finden, weil der Schwerpunkt in den Fachwissenschaften und nicht in der Pädagogik liegt.
Zusammenfassend gesagt:
Natürlich ist das Studium bis zum 1. Staatsexamen (bzw. Master) nicht auf Offenen Unterricht hin ausgelegt und man muss ein dickes Fell haben. Aber wenn das Studium seinen Zweck erfüllt und einem Raum zum selbstständigen und kritischen Denken bietet, dann kommt man über kurz oder lang sowieso dahin, traditionellen Unterricht mal gründlich zu überdenken...
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11.01.2013 21:23 |
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