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Juergen
Administrator
Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312
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Hi,
das ist ja gerade die Frage: Soll Schule das vermitteln, was die gegenwärtige Gesellschaft für wichtig und richtig hält, was wir aber möglicherweise morgen gar nicht mehr brauchen - oder soll die Schule ein Ort sein, in dem Schüler das lernen, was sie selbst für wichtig halten, was sie interessiert?
Wenn man die heutige Gesellschaft als Ergebnis von Schule der vergangenen Jahrzehnte betrachtet, dann kann einem wirklich nur Angst und Bange werden.
Schule ist ja nicht nur blanke Theorie, sondern Sozialisationsinstution für die nachwachsende Gesellschaft. Und sie verteilt Berechtigungen, bzw. Lebenschancen in Form von Abschlüssen. Pisa zumindest zeigt, daß es dabei nicht sehr gerecht zugeht.
Schulisch mehr bieten heißt für viele mehr Fächer, modernere Fächer, .. . In diesem Sinne würde ich sagen: Weniger bieten. Dann entsteht auch Zeit und Raum für etwas anderes.
Wo kämen wir denn hin, wenn jeder lernte was er will und nicht das, was er soll und muß. - Wirklich eine spannende Frage!!
Jürgen
__________________ Jürgen Göndör
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26.02.2008 19:26 |
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anna.alscher
Grünschnabel
Dabei seit: 01.02.2008
Beiträge: 3
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Wann lernt man fürs Leben |
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Hallo Jürgen,
mir stellt sich auch immer die Frage:
Was lernen wir wirklich fürs Leben?
Sind Mathematik, Biologie und Chemie wirklich Dinge, die wir brauchen.
Noch nie so viele Menschen waren so verschuldet, wie heute. Denn niemand kann wirklich mehr mit Geld umgehen. Wie gehe ich mit Versicherungen um, mit meinem Vermieter. Manchmal glaube ich, dass wir auch in diesen Punkten schulisch mehr bieten könnten und sollten.
Denn nur wenn Schule nicht realitätsfremd bleibt, kann man auch für sich selbst entdecken, wo Hobbys und berufliche Perspektiven liegen.
Das soll natürlich nicht heissen, dass alle Fächer generell überflüssig sind, ABER ich sage, dass Schule mehr sein muss, als blanke Theorie.
Beste Grüße, Anna
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21.02.2008 12:32 |
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Juergen
Administrator
Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312
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Das Lernen in der Schule ist auch viel zu sehr von Disziplinhalten bestimmt: Um zu erreichen, daß alle Lernen können, muß das Leben der Kinder unterdrückt werden, sie müssen alle still sein und nach vorne gucken. Und wenn sie dann das nicht tun, werden sie aufgerufen und so denmonstriert, daß sie nicht aufgepasst haben.
Alles was so gelernt wird ist aber dann: Wie falle ich nicht auf? Wie kann ich überspielen, daß ich nicht weis, was ich sagen soll? Wie kann ich mich den Anforderungen des Lehrers mit dem geringsten Aufwand stellen?
Das was eigentlich gelernt werden soll, gerät völlig in den Hintergrund.
Da es den meisten MitschülerInnen auch so geht, haben Schüler eine gute Chance, in diesem Sinne viel zu lernen, durch Anschauung, durch Austausch: Wie machst Du denn das? Wie schummelst Du denn?
Ich habe einmal in einem Workshop eine Übung gemacht, bei der Teilnehmer an ihre erfolgreichsten Lernsituationen denken sollten und wie da die Bedingungen waren und wo das war. Alle Teilnehmer waren LehrerInnen.
Verblüffender Weise war selbst bei Ihnen keine einzige Situation aus der Schule dabei und keine einzige Situationen von platter Belehrung.
Immer aber viel Interesse von sich aus und es ging ganz leicht.
In der Schule sind alle erleichtert, wenn der Unterricht um ist oder ausfällt.
Eigenes Interesse ist manchmal vorhanden, meist aber nicht, weil ja nicht die eigenen Fragen beantwortet werden, sondern die eigene Frage vom Lehrer so beantwortet wird, daß sie etwas für das gerade verhandelte Thema abwirft.
Und wenn man schon was lernen muß, was einen gar nicht interessiert, nur weil man eine Prüfung bestehen muß oder eine Klassenarbeit, dann geht natürlich nix leicht.
Klaus Holzmann spricht daher auch von "Lehren als Lernbehinderung".
Jürgen
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20.02.2008 12:26 |
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Juergen
Administrator
Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312
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Hi Anna,
tja, die lieben Eltern. Selbst die Eltern, die ihre Kinder an der Schule in Krefeld anmelden haben als wichtigste Frage: Kann mein Kind hier auch das Abitur machen? Im Sinne von: Lernt es hier auch genug, macht ihr genügend Druck, ...?
Irgendwie sind sie zwiegespalten, denn die Sorge ist ja verständlich. Und der Mainstream und die eigene Schulerfahrung lehrt ja: Lernen geht nur mit Druck, nur fremdbestimmt, nur mit Schweiß und Mühe. Daß es auch ganz anders sein kann ist wirklich schwer zu glauben.
Dabei fragt man sich, wenn man sich so die Gesellschaft so ansieht, die ja Ergebnis der heutigen Schulen ist, ob denn da an der Schule nicht etwas grundlegend schief läuft.
Jürgen
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20.02.2008 11:42 |
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Juergen
Administrator
Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312
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Hi
alles was ich über Summerhill habe ist auf dem Server http://summerhill.paed.com
Aber wenn Sie genauere Fragen stellen, helfe ich Ihnen gerne durch die vielen Seiten.
Leider ist es immer noch so - und es scheint sich auch nicht zu ändern - daß unser Schulsystem solche Schüler wie Ihren Bruder ausgliedert. Desinteresse wird als Leistungsverweigerung ausgelegt, schlechte Schulleistungen vergrößern das Desinteresse.
Es gibt eine größere Zahl von \"Freien Schulen\" (http://paed.com/ph/üebers2.php), die ein deutlich anderes Konzept verfolgen. Meine Kinder sind an einer Waldorfschule. Dazu gibt es auch noch Montesorischulen.
Es gibt aber auch gute, engagierte Hauptschulen. Da kann man ihnen sicherlich in Bochum auch weiterhelfen.
Ich habe die Landkarte nicht genau im Kopf, aber in der Nähe von Herten müßte die \"Freie Schule Bochum\" zu finden sein.
Ich fände es wichtig, daß Ihr Bruder eine Schule besuchen kann, an der auf das Interesse von Kindern/jungen Menschen eingegangen wird.
Das Konzept vom \"Offenen Unterricht\" (http://paed.com/offu), das Falko Peschel verfolgt finde ich sehr gut. (Wäre was für Ihren Kurs)
In der Sek I wird es schon dünner, da gibt es nicht so viele Schulen, im Großraum H. müßte ich mich erst einmal selbst schlau machen.
Vielleicht können Sie ja auch was rausbekommen in Bochum.
Liebe Grüße
Jürgen Göndör
__________________ Jürgen Göndör
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03.12.2003 23:24 |
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neum
Gast
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Summerhill in Deutschland?? |
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Guten Tag! In meinem Pädagogikkurs nehmen wir gerade "Summerhill" durch. Als ich meiner Mutter davon berichtete und ihr die von meiner Lehrerin erhaltenen Texte vorlas, war sie sehr begeistert.
Mein Bruder hat ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) und große Probleme sich in unserem deutschen Regelschulsystem zurechtzufinden. Das Lernen hat bei ihm immer mit Zwang und Druck zu tun und er geht ungern zur Schule. Er ist wirklich nicht dumm, jedoch sind seine Noten in Fächern, die ihn nicht interessieren eher schlecht.
Er ist 12 Jahre alt, geht in die 7. Klasse einer Hauptschule und bekommt jedes Jahr eine "blauen Brief" nach Hause geschickt. Man muss dazu sagen, dass er in den vier Jahren seiner Grundschulzeit, die Schule wechseln musste, da seine Krankheit in der ersten und zweiten Klasse noch nicht festgestellt wurde.
Er wurde von seiner damaligen Klassenlehrerin psychisch fertig gemacht, indem er z.B. an einen Einzelplatz in der letzten Reihe gesetzt wurde oder mehrere Klassenkonferenzen einberufen wurden.Nun macht sich meine Mutter Gedanken, meinen Bruder zu einer anderen Schule zu schicken. Es würde mich sehr freuen, wenn sie zu meiner Schilderung kurz Stellung nehmen könnten und mir weitere Infos über Summerhill oder gleiche Schulen in Deutschland schicken würden! M.f.G neum
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03.12.2003 22:58 |
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