Thema: ... und wenn die Kinder noch nicht lesen und schreiben können? |
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Also...
Das ist gar nicht so einfach, mit meinem Alltag. Das wechselt doch öfter mal. Im Moment zweifle ich gerade, ob die von mir praktizierte Öffnung so funktioniert und so OK ist. (Ich bin einfach echt erschöpft...) In meiner Klasse sind 30 (natürlich sehr unterschiedliche) Kinder, von denen 10 nicht deutschsprachige Eltern haben.
Ein tägliches Element (meistens mehrmals) ist der Kreis, in dem vieles besprochen wird.
Es gibt öfter in der Woche Freiarbeitsphasen, in denen die Kinder lesen oder schreiben können (was sie lesen und was sie schreiben, ist ihnen weitgehend freigestellt).
Dann gibt es Pflichtaufgaben, die in einem bestimmten Zeitraum erfüllt werden müssen (z.B. einen selbstgewählten Text im Kreis "schön vorlesen" - und sich bewerten lassen. Oder: eine Geschichte am PC schreiben) Die Kinder hatten für diese Aufgaben einen (zu langen Zeitraum) von 2 Monaten. Da haben viele halt erst mal nur gemacht, wozu sie Lust haben. Und jetzt wird es echt eng...
Parallel arbeiten die Kinder in ihrem Tempo in den angeschafften Arbeitsheften. Vor allem auch als Hausaufgaben..
Was ich selten schaffe (aber eigentlich für wichtig halte) ist die Arbeitsabsprache im Kreis (was arbeite ich in der Freiarbeit) und die Vorstellung von Arbeitsergebnissen. Da ich nicht alle Fächer in der Klasse habe, fehlt mir oft die Zeit und ich frage mich: Geht das überhaupt mit so vielen Kindern - es bleibt halt so wenig für den Einzelnen.
Man braucht doch viel Nerven dafür... und die wünsche ich dir!
So weit erstmal...
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Thema: Wie starte ich einen Offenen Unterricht? |
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Hallo Junglehrerin,
Horror, so eine Rektorin.
Da hast du echt keine Chance und kannst nur zusehen, dass du ohne seelischen Schaden möglichst schnell aus der Nummer rauskommst.
In wie weit sie das darf, ist die Frage, weiß ich gar nicht.
Aber selbst wenn sie es so nicht dürfte , hast du wahrscheinlich wenig Aussichten, als Vertretungskraft... Frag mal den Lehrerrat, wie die das sehen und wie sie die Rektorin einschätzen.
Wie findest du SO eine ANDERE Schule? Hast du schon bei "Blick über den Zaun" geguckt (http://www.blickueberdenzaun.de/). Diese Schulen können bestimmt auch noch andere nennen, wenn du mal zum Hospitieren hingehst. In welchem RP / Kreis suchst du denn?
Viel Durchhaltevermögen und Kraft wünscht
hochbekloppt
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Thema: ... und wenn die Kinder noch nicht lesen und schreiben können? |
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Hallo Glühwürmchen,
das hört sich doch erstmal gut an!
Wenn du keine engeren Vorgaben hast und draufloslegen kannst ... wenn du so weit bist.
Ich kann gut verstehen, dass dir die Zeit fehlt (die ersten Wochen im Ersten sind echt der Hammer - ich atme jetzt im zweiten auf, weil so vieles inzwischen selbstverständlich ist, vor allem das Organisatorische).
Dass du deine Kollegin siehst, die vermeintlich schon weiter ist, und dich das irritiert, kann ich auch sehr gut verstehen. Mir hilft dann, wenn ich mir die Ziele (für Ende Klasse 2) angucke und mich dann frage, ob alle kleinen Schritte notwendig sind für die ECHTEN Ziele (konkret: Wenn ich die Zahlen der Kinder lesen kann und sie damit rechnen können, ist es doch egal, ob sie sie in der richtigen Schreibrichtung schreiben).
Ich frage deshalb, weil ich es einfach spannend finde, wer sich wie auf den Weg macht. Jeder mit mehr oder weniger großen Hürden, ganz individuell....
Außerdem gibt es häufig Situationen, wo ich zweifle, und überlege, ob ich es richtig mache und nicht gerade die "schwachen" Schüler benachteilige. Da tut es einfach gut, von anderen Zweiflern und Zaghaften zu lesen . . . . und trotzdem nicht den Mut zu verlieren.
Welche Fibel hast du und arbeitest du streng danach? Ich habe irgendwann die Erarbeitung der Buchstaben einfach freigegeben, jedes Kind in der Reihenfolge und dem Tempo, wie es wollte. (Ging gut mit einem Lehrwerk, was alle Buchstaben auf gleiche Weise behandelt.) Ist nicht so super offen, aber .. Kleinvieh macht auch Mist.
Nur Mut, ich finde es spannend, von dir zu lesen,
hochbekloppt
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Thema: ... und wenn die Kinder noch nicht lesen und schreiben können? |
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Hallo Glühwürmchen,
schön, von dir zu lesen.
Mich würden deine Rahmenbedingungen interessieren:
Wieviele Kinder?
Mit wievielen Stunden/Fächern bist du in der Klasse?
Musst du Lehrwerke benutzen?
Gibt es andere Verbindlichkeiten seitens der Schule?
Wie stehen deine KollegInnen dazu?
Was hast du den Eltern zu deiner Methode gesagt?
...
Gruß,
hochbekloppt
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Thema: ... und wenn die Kinder noch nicht lesen und schreiben können? |
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Hallo Glühwürmchen,
wichtig ist in erster Linie, dass DU damit gut klarkommst und authentisch bist. Dann ist auch eine Stunde (am Tag, in der Woche?) schon gut. Eine gewisse Regelmässigkeit erleichtert die Sache natürlich, weil die Kinder dann wissen, was los ist.
Wenn du mehr schaffst - auch gut. Mach DEINE Erfahrungen und entscheide danach. Und mach aus der Offenheit möglichst kein Dogma... mit Kompromissen lässt es sich auch leben und lernen. Hilfreich finde ich es auch, viel zu lesen und den Horizont zu erweitern.
Ich bin neugierig, schreib deine Beobachtungen mal auf, wenn du magst.
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Thema: ... und wenn die Kinder noch nicht lesen und schreiben können? |
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Hallo,
ich fange mal mit der zweiten Frage an:
Das ist doch ideal am Ende Klasse 2. Wahrscheinlich haben die meisten Kinder die Ziele für das Ende der Eingangstufe erreicht und du kannst nicht mehr viel falsch machen (in den Augen der Eltern und der Schulleitung). Aber was du machen kannst, ist auf diese Art SELBER Erfahrungen sammeln und deine Haltung stärken. Wenn du den Kindern beispielsweise sagst: " Ihr könnt machen, was ihr wollt. Nur es sollte etwas mit lesen, schreiben, rechnen oder forschen zu tun haben."
Wer keine Idee hat, darf noch irgendwelche Arbeitshefte beenden, liegengebliebene Arbeitsblätter fertig machen, ... (wenn du das anbieten möchtest).
Bei mir war es am Ende Klasse 1 so, dass Tag für Tag mehr Kinder sich von den Arebitsheften etc. gelöst haben und eigene Ideen hatten. Ganz wichtig fand ich den abschließenden Vorstellungskreis, damit die Kinder klar mitkriegen, was "angesagt ist" und was nicht.
Da kannst du so staunen, was passiert... Mir hat es sehr geholfen, meinen "defizitorientierten Blick" zu verändern.
Zur ersten Frage: Wenn du sieh alleine schon die Buchstaben in einer selbst gewählten Reihenfolge erarbeiten lässt und gut beobachtest, dann kriegst du ein Gespür, was du zulassen kannst und was nicht.
Aber gerne später mehr dazu...
Ich wünsche dir viel Mut und Spaß, offene Augen und Ohren beim Ausprobieren
hochbekloppt
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Thema: Wie starte ich einen Offenen Unterricht? |
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Hallo Junglehrerin,
ich kann nachvollziehen, was du schreibst. Es ist schwer, ein solches Konzept in einer Umgebung, in der man sich nicht auskennt, anzufangen. Außerdem musst du ja auch erst erproben, wie du es genau machen möchtest. Ich zum Beispiel kann mir im Moment nicht diese radikale Offenheit an meiner Schule vorstellen, aber davon träumen...
Ich habe auch kürzlich die Schule gewechselt und wusste nicht, was möglich ist. Am Anfang habe ich schon gesagt, dass ich recht offen arbeiten möchte, aber so genau wollten sie es erst garnicht wissen, fanden es aber OK. Irgendwann habe ich die Chefin dann zu mir in den Unterricht gebeten und sie hat es akzeptiert (1. Klasse, Doppelstunde, die Kinder konnten arbeiten, was sie wollten, sollte nur etwas mit Lesen und Schreiben zu tun haben, Arbeitsabsprache vorher und Vorstellungskreis hinterher - also eine recht abgespeckte Version des OU nach Peschel)
Mach es davon abhängig, was du dir am ehesten zutraust. Das hängt natürlich außer von dir noch von Klasse und Fächern ab. In Deutsch ist es einfacher als in Mathe, würde ich sagen - sieht jemand anders vielleicht auch anders. SU geht vielleicht auch ganz gut, da du thematisch ja leicht öffnen kannst, vor allem in 3. und 4. Du kannst erstmal die Inhalte öffnen, und gucken, wie die Reaktionen sind. Und wenn du die Kollegen kennenlernst, merkst du ja wie die ticken.
Auch von der Schule hängt es sehr ab, haben die ein straffes gemeinsames Programm oder wurschtelt jeder für sich alleine? Solange du dich an die Richtlinien hältst und nicht das Schulprogramm komplett ignorierst, kannst du schon viel machen. Wenn du die Schulleitung auf deiner Seite hast, ist das schon viel wert, sonst muss man ein ziemlich dickes Fell, und das habe ich zum Beispiel nicht so sehr dick.
Oder du suchst dir eine Schule aus, die in diese Richtung tendiert...
Ich wünsche dir viel Mut und Kraft, eine offene Schule, hoffentlich auch verständnisvolle Kollegen und eine gute Leitung (das ist wirklich viel wert).
hochbekloppt
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Thema: Soll "offener Unterricht" wirklich so sein? |
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Hallo kritische Mutter,
zunächst einmal tut es mir sehr leid, dass deine Tochter die von dir geschilderten ungünstigen Erfahrungen in der Schule machen musste.
Zu deinen Fragen kann ich im einzelnen nichts sagen, da ich die Situation nicht kenne und deine Schilderung (und die Informationen, die du durch deine Tochter hast) sicherlich subjektiv sind.
Möglicherweise (so hört es sich für mich an) bist du an eine Lehrerin geraten, die "keinen guten Job macht" - das gibt es in jedem Bereich, in jeder Unterrichtsform und auch sonst in allen Bereichen des Lebens.
Ich fände es schade, wenn du jetzt dieses Unterrichtskonzept, (mit dem ihr nun leider anscheinend schlechte Erfahrungen gemacht habt) grundsätzlich verdammen würdest.
Die Aussage der "neuen" Schule, dass deine Tochter ein dreiviertel Jahr hinterherhinke, halte ich für verwunderlich. Es ist bekannt, dass Kinder bei der Einschulung einen Entwicklungsunterschied von 3 Jahren haben. Das heißt, ich habe Kinder, die von der kognitiven Entwicklung erst 4-5 "Jahre" alt sind, mit Kindern, die 8 sind, in einer Klasse - das ist eine enorme Schere. Der Leistungsstand ist sehr unterschiedlich (beispielsweise in meiner ersten Klasse im Moment Kinder, die nur den ersten Buchstaben eines Wortes schreiben neben Kindern, die flüssige lautgetreue Texte schreiben und schon Rechtschreibregeln anwenden).
Vielleicht gehört deine Tochter einfach zu den "Spätentwicklern" und sie braucht einfach mehr Zeit.
Aber aus deinen paar Zeilen mag ich mir da in keiner Weise ein Urteil erlauben.
Es gibt sehr viele Beispiel von Kindern, die im offenen Unterricht sehr gute Ergebnisse erzielen, also finde ich es nicht fair, diese Unterrichtsform grundsätzlich als verantwortungslos zu bezeichnen.
Ich glaube, dass man für die Unterrichtsform "nach Peschel" besonders gut ausgebildete Lehrkräfte braucht, die sehr gut erkennen, auf welcher Entwicklungsstufe ein Kind steht, welche Hilfen und Anregungen es braucht, und die einfühlsame und produktive Gespräche mit Kindern und Eltern führen können.
Den Beitrag von dir, Jürgen, finde ich wenig hilfreich, da du doch etwas "von oben herab" argumentierst. So gewinnt man keine kritischen Eltern, im Gegenteil.
Dir, kritischer Mutter, und deiner Tochter wünsche ich in Zukunft bessere Erfahrungen mit Schule,
Gruß,
hochbekloppt
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Thema: Kritik an Falko Peschels Konzept |
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Hallo Jürgen,
ich habe den Eindruck, dass du mich mißverstanden hast. Mir geht nicht um Kritik an Peschels Konzept (welches ich gut finde), sondern vielmehr um die (ansatzweise) Übertragung auf den Unterricht in der Regelschule.
Vor allem geht es mir um einen Austausch mit Gleichgesinnten (siehe Anfrage von vor über einem Jahr) mit Leuten, die was in diese Richtung ausprobieren wollen, aber an einer Regelschule sind.
Und das scheint sehr schwer zu sein..
(Den Evaluationsband habe ich nicht gelesen, den Bericht von Dirk schon, was meinst du mit dem Zwischenbericht, habe ich so nicht gefunden. Hospitiert habe ich auch, sowohl in Harzberg als auch in Harmonie)
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Thema: Kritik an Falko Peschels Konzept |
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Ich habe mich viel mit dem ou beschäftigt und auch einiges in der Regelschule ausprobiert - soweit das halt untern den jeweiligen Gegebenheiten möglich war.
Da ich eine halbe Stelle habe und dementsprechend nur max. 14 Stunden in meiner Klasse habe, ging das dann nur in Deutsch und SU. Damit bin ich aber an meiner Schule ganz alleine. Es interessiert sich auch keiner dafür - also kein Austausch möglich, und vieles andere auch nicht... .
Ich habe schon vor einiger Zeit hier Gleichgesinnte gesucht, und bin weiterhin sehr an einem Austausch interessiert. In welcher Form - mal sehen.
Mich würde deine Arbeit auf jeden Fall sehr interessieren. Vorallem unter dem Aspekt, wie die Eltern reagieren bzw.wie d usie dafür erwärmt hast.
Auch die Reaktion der Kollegen,
und nicht zuletzt natürlich die praktische Durchführung KONKRET!
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Thema: Freiarbeit an Regelschule - KONKRET |
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Hi Jürgen,
die Kinder haben je nachdem bei den anderen sowohl die Menge als auch das Engagement bewertet.
Inzwischen bin ich aber zu Selbsteinschätzungsbögen übergegangen, in denen die Kinder für sich selbst bewerten, ob sie eine Idee hatten, ob sie konzentriert gearbeitet haben, ob sie mit dem Ergebnis zufrieden sind oder ob sie gut aufgeräumt haben ...usw.
Stichprobenartig besprechen wir ihre Selbsteinschätzung und die Kriterien, woran sie das festmachen. So bleibt mehr Zeit, Arbeitsergebnisse vorzustellen.
Momentan fühle ich mich etwas von der Schulleitung kontrolliert, was nicht angenehm ist.
Leider habe ich in meinem Umfeld niemanden, mit dem ich über den offenen Unterricht in einen regen Austausch treten könnte.
Auch dieses Forum bringt nicht den erhofften Austausch. Schade...
Tipps????
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Thema: Freiarbeit an Regelschule - KONKRET |
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Ich bin im Frühjahr auf Peschels Konzept des Offenen Unterrichts gestoßen und finde es ungeheuer spannend. Also begebe ich mich nach und nach auf den Weg, meinen Unterricht in eine offene Richtung zu verändern. Das sind kleine Schritte,
- die ich mir selbst zutraue
- die ich in einer Schule umsetzen kann, in deren Schulprogramm Offener Unterricht keine Erwähnung findet
- in einer Form, die ich den Eltern zumuten kann, die ja nicht zu Beginn ihre Zustimmung geben konnten, usw...
Das sieht konkret dann folgendermaßen aus:
In meiner zweiten Klasse dürfen die Kinder in bestimmten Stunden (ca. 4 - 6 pro Woche) in Deutsch frei arbeiten. Dabei habe ich den Kreis als festes Element übernommen. Die Kinder sagen also zu Beginn der Freiarbeit (meist eine Doppelstunde), was sie arbeiten wollen und am Ende stellen sie ihre Arbeiten im Kreis vor. Nach einer Hospitation in der Bildungsschule habe ich auch das Bewerten durch den Kreis übernommen
(z.B: "Ich habe heute diese Geschichte geschrieben und ich gebe mir ein Minus." "Einspruch! Du hast ganz viel geschrieben, ich finde du kriegst ein Plus" Kreisleitung: "Wer ist für Minus? Wer ist für Plus? - Abstimmung)
Ich bemerke, dass die Kinder sehr gut einschätzen können, wie die anderen gearbetet haben, und das auch auf dem jeweiligen Leistungsstand der Einzelnen. Auch die Rechtfertigung vor der Gruppe führt dazu, dass die Kinder besser arbeiten.
Der Abschlusskreis in dieser Form dauert mindestens 20 Minuten, weil die Kinder auch nach mehreren Wochen noch sehr viele Einsprüche machen. So kommen wir leider selten dazu, einzelne Arbeiten wirklich konkret vorzustellen.
Mein Zwiespalt: Einerseits finde ich den Kreis enorm wichtig, um das "Lernen hochzuhalten", in diesem Sinne auch die Bewertung. Andererseits möchte ich mehr Zeit haben, auch mal Arbeitsergebnisse konkret vorzustellen.
Das nur einer der Stolpersteine auf diesem Weg ....
Über konkrete Vorschläge und eine weitere angeregte Diskussion würde ich mich sehr freuen.
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Thema: geöffnete Schulen oder gleichgesinnte Menschen in der Nähe von Lippstadt |
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Nach der Lektüre von Peschels Büchern und einer Hospitation an der Bildungsschule Harzberg habe ich Blut geleckt.
Gibt es in der Nähe von Lippstadt/NRW interessierte Menschen oder vielleicht sogar tolerante Schulen. Es muss ja nicht gleich das volle Programm sein....
Hoffnungsvoll,
hochbekloppt
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