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mwalimu mwalimu ist männlich
Grünschnabel


Dabei seit: 15.07.2010
Beiträge: 2

Drill im offenen Unterricht? Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Servus zusammen!

Wie funktioniert denn der Erwerb von erweiterten Kulturtechniken wie Musizieren, Tanzen, Handwerkstechniken im offenen Unterricht? Das sind ja Sachen, die einen mehrjährigen Prozess und damit eine dauerhafte Umgestaltung des Gehirns beinhalten.

Ich selber habe als motorisch sehr Langsamer - und damit als Looser bei entsprechenden herkömmlichen Kursen - mir mit ca. 50 Jahren selber Geige, Klavier und Tanzen beigebracht. Das hat mir unheimliche viel Spaß gemacht - vielleicht auch weil man mir gesagt hat, daß ich nicht begabt und fleißig genug bin und auch weil es alleine sowieso nicht geht.

Der Anstoß dazu ging immer von meinen Kindern aus. Sie interessierten sich für diese Themen und jedesmal hat es mich gepackt.

Natürlich muß so etwas eingeübt werden - zuerst langsam, dann immer schneller und oft wiederholt werden, bis es sitzt. Drill eben. Auch braucht das Gehirn einige Zeit, bis es das Eingeübte gespeichert hat und man darauf weiter aufbauen kann.

Die Methoden dazu habe ich mir im Internet und in DVDs und Büchern zusammengesucht und so modifiziert, daß es für mich passt.

Wie ist das im freien Unterricht?
Wird das ausgeklammert, weil zu kompliziert? Oder nur den Eltern und dem üblichen Musik-und Tanzschulunterricht überlassen, der oft über einen Kamm schert, und versagen mit Unbegabtheit erklärt?

In der Grundschule werden die Kids ja kaum die Zeit und Fähigkeit haben, sich das so wie ich zusammenzustellen. Aber mit solchen gesammelten Erkenntnissen von einem Älteren unterstützt, könnten sie sich schon ein Instrument oder einen andere Kulturtechnik erarbeiten.

Wäre interessiert an Eurer Meinung dazu,

Johannes

15.07.2010 21:49 mwalimu ist offline Email an mwalimu senden Homepage von mwalimu Beiträge von mwalimu suchen Nehmen Sie mwalimu in Ihre Freundesliste auf
Juergen
Administrator


Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312

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Hi Johannes,

wenn ich das richtig gelesen habe bist Du schon 50 Jahre (ich bin 61) und da funktioniert das Gehirn wohl etwas anders als in der Kinderzeit und der Jugend.

Bei Spitzer nachzulesen: Je länger das Leben dauert, desto ausgereifter ist unser Gehirn, desto mehr 'Verdrahtungen' gibt es schon. Wenn nun was neues gelernt werden soll, müssen ja bestehende 'Verdrahtungen' einbezogen werden. Gerade wenn es um Finger oder Füße geht.

Auch wenn es um Zeichnen - ein Stück Natur oder ein Haus - geht, müssen die Finger erst lernen, das gesehene auch in Bleistiftstriche oder Pinselstriche umzusetzen. Je ungewohnter das ist, desto schwieriger ist es. Vgl. z.B. auch das Erlernen von Fremdsprachen. Je später das vor sich geht, desto schwieriger ist es.

Im Prinzip ist es natürlich wie bei Kindern: Am Besten klappt es, wenn man lernen darf, was man will. Das ist der Weg, den Du gegangen bist.

Im freien Unterricht braucht nix ausgeklammert zu werden, weil sich die Kinder selbst das suchen, was sie lernen wollen und sich damit auch die für sie richtige Schwirigkeitsstufe aussuchen.

Unbegabtheit ist aus meiner Sicht meistens die Angst vor Versagen, vor dem Nachweis, dass man selbst eben nicht das kann, was andere vorschreiben, was man können sollte. Nur warum sollte man das können? Jeder Mensch hat seine individuellen Interessen. Einer will gerne fotographieren, der andere Hochsprung üben. Es muss doch nicht jeder alles können?

Die Beatles haben z.B. keinen Unterricht in Gitarre gehabt und konnten am Anfang auch keine Noten. Sie haben gespielt, was ihnen selbst gefiel.

Mit der Zeit kommt dann auch die Lust, dies oder jenes zu schaffen.

Das Problem in der freien Schule ist wohl, Musizieren, Tanzen, Malen, ... so in den Lebensraum der Kinder zu rücken, dass sie Freude daran haben und es selbst auch wollen. Natürlich wollen das einige, andere eben nicht.

Frei deshalb, weil eben niemand gezwungen wird es zu lernen, wenn es ihn gar nicht juckt.

Da gibt es nun ganz verschiedene Möglichkeiten, das zu tun, z.B. das Konzept eine Fremdsprache zu lernen oder das Konzept der Grundschule Harmonie, musisches Lernen als eine Möglichkeit des Lernens in den Schulalltag zu bringen.

Lernen kann man sowieso nur selbst, beibringen klappt nur dann, wenn jemand selbst lernen will. Die gesammelten Erkenntnisse sind nur dann nützlich, wenn es jemand wissen will, wenn es jemanden gibt, der da Hilfe sucht.

Könnte mir vorstellen, dass Du mir da zustimmst.

Liebe Grüße

Jürgen

__________________
Jürgen Göndör
service@paed.com
http://paed.com

05.09.2010 14:24 Juergen ist offline Email an Juergen senden Homepage von Juergen Beiträge von Juergen suchen Nehmen Sie Juergen in Ihre Freundesliste auf
mwalimu mwalimu ist männlich
Grünschnabel


Dabei seit: 15.07.2010
Beiträge: 2

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Servus Jürgen,
danke für Deine ausführliche Antwort. Ja, dem was Du über freiwillig lernen sagst, und zwar weil man es will, dem kann ich nur zustimmen.

Klar muß nicht jeder alles können. Nur wenn kein Angebot da ist, kein Anregung, keine Inspiration, dann kann man sich auch nicht dafür entscheiden. Das Thema, das ich hier anzuprechen versuche, ist wahrscheinlich eines, mit dem ich bei den meisten "freien" Schulen-Anhängern anecke, sobald ich es nur erwähne. Die denken nämlich, dass ich vom wahren Glauben abgefallen bin oder ihn noch nicht habe - und versuchen mich zu bekehren. Dabei bin ich immer noch über die fünf Dimensionen des Offen Unterichts durch Peschel froh, denn da hat man einen klaren Rahmen, innerhalb dessen man sich frei bewegen kann.

Ich probiers mal so: ich las vor kurzem den Satz: Freie Alternativschulen sind kein Hort der Hochkultur. (Natürlicherweise sind das Normalschulen auch nicht). Und das war die Selbstbeobachtung eines Freien Schul-Anhängers. Und auch meine Beobachtung all der verschiedenen F-Schulen deckt sich damit. Also ist die Möglcihkeit, ein klassisches Instument zu erlernen, oder aber auch z. B. eine exotische Sprache oder intensives, wissenschaftliches Forschen an einem Thema sehr unwahrscheinlich. Du merkst wahrscheinlich, dass es hier eher um die Sekundarstufe geht. Peschel hat ja in seiner Evaluation gezeigt, dass die Kids innerhalb der vier Grundschuljahre allen nötigen Stoff oder die Anregungen dazu von selbst in den Unterricht mitbrachten, obwohl er ja die Option hatte, eigenes als sein Projekt in den Unterricht zu bringen und damit Impulse zu setzen.

Nur wie sieht es damit in der Sekundarstufe aus? Es gibt ja einiges, was man können könnte, wenn man davon wüßte und es wollte. Es kommen ja dort auch noch die "regelschulsozialiserten Quereinsteiger" -wie Peschel sie nennt- dazu, die das Lernen systematisch verlernt haben. Meine Frage ist: Was kann - oder muß ein Pädagoge in den Unterricht alles einbringen, damit die Kids nicht nur so lala über die Runden kommen, sondern damit sie wieder ins begeisterte Lernen zurückkommen? (Unsere Gründingsinitiative Freie-demokratische-Schule-Franken.de) steht vor der Entscheidung, eine Sekundarstufe mit 15 oder mehr Schülern zu starten und da hätte man dann eben 100% Quereinsteiger, die keinen Bock auf Lernen haben und auch sonst ein etwas ääääh - seltsames Sozialverhalten haben. Bisher haben uns alle - inclusive Peschel abgeraten. Das wäre eine Art Höllenkommando.)

Abgesehen davon ist doch wünschenswert, dass sie sogar sogar in bestimmte Bereiche vordringen können, die andere nie für möglich gehalten haben?

O.K, natürlich muß das letzter keiner - aber die Chance dazu, die Möglichkeit, kann oder sollte doch bestehen, oder?

An freien Schulen bekommen kritische Beobachter den Eindruck, man vermeide mit den Finger zu schnippen, denn man könnte dadurch etwas bei den Schülern auslösen.

Ich meinerseite würde auf mehr (ehrenamtliche) Erwachsene setzen, die da sind, um Ansprechparter und Anstößer für die Kids und ein Gegenüber zu sein, das sie annimmt. Auf einen Grundstock an (später änderbaren) Regeln, damit Orientierung da ist. Auf eine sehr vielfältige Umgebung in der Schule aus allen Bereichen des realen Lebens, auf eine Entschulung der Schule nach Hentig. Und noch mehr: Auf Angebote, Tipps und Tricks, wie man leichter etwas lernt, auf Lernturbos wie z.B. Sprachenlernen nach V.F. Birkenbihl und was weiß ich noch für Lernmethoden. Auf Angebote zur persönlichen Zeit- und Lernplanung, auf Lernzielvereinbarungen, auf Kompetenzbeschreibungen und Bestätigungen, dass diese Kompetenzen erreicht worden sind. Allles natürlich nur Angebote und alles freiwillig. Mit weniger kann ich mir einen Erfolg gar nicht vorstellen. Aber natürlich würden wir hier eine Tendez vorgeben. Die Kids würden wissen, wo es bei uns lang geht und was wir erwarten.

Nur: Jeder aus der Freien Unterrichtspraxis oder den demokratischen Schulen, mit dem ich darüber rede, tut sich schwer damit. Wenn ich aber genauer hinschaue, dann wird doch im Schulealltag etwas getan, gelenkt oder geschoben.

Wenn wir an unserer Schule auch in der Sekundarstufe den OU nach Peschel als unseren Rahmen nehmen, was denkst Du, würde für die geschilderte Situation hineinpassen?

Bis dann,

Johannes

20.09.2010 10:49 mwalimu ist offline Email an mwalimu senden Homepage von mwalimu Beiträge von mwalimu suchen Nehmen Sie mwalimu in Ihre Freundesliste auf
Juergen
Administrator


Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312

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Hi Johannes,

Zum nicht vorhandenen Angebot:

wenn mehrere Kinder zusammen sind und keine Beschränkungen da sind, was gemacht werden darf und was nicht, gibt es bisher den Fall
"keine Anregung" noch nicht. Wenn chüler natürlich daran gewöhnt sind, dass der Lehrer letztendlich doch bestimmt, was gemacht werden soll/darf, warten sie lieber ab, anstatt zu erraten, was denn germacht werden soll. Die Lehrer halten es meist nicht aus und knicken ein und machen Vorschläge.

Mal den Vortrag auf der Startseite anhören.

Peschel hat seine Schule mit 15 Kindern (verschiedenen Alters) angefangen unf wenn ich das richtig sehe nicht mit allen gleichzeitig. Wenn dann eine Grundgruppe da ist, die so arbeitet, können andere dann dazukommen.

Frag ihn doch mal selbst!

Die Freie Schule Petershausen hat mehrere Erwachsene, die an verchiedenen Tagen ein Angebot haben: z.B. eine Holzwerkstatt, eine Fremdsprache. Die Kinder können sich frei einer solchen Gruppe anschließen odere auch nicht. Es geht ja nicht darum zu beweisen, das das Konzept nicht geht, sonder zu überlegen, wie man es machen kann. Frag doch mal dort nach - die haben ein erfolgreiches Jahr hinter sich!

In keinem Fall werden die Kinder gezwungen oder animiert, sich irgendwo anzuschließen. Notfalls hat halt ein Kind nix zu tun.

Die Entscheidung der Kinder kommt über die Sache.

m Waldorfkindergarten hat dede Erzieherin jeden Tag ein bestimmtes Angebot, z,B. Montags immer Wasserfarben malen.
Die Kinder können mitmachen oder auch nicht.
wichtig ist die freie Entscheidung der Kinder. Das darf natürlich auch kein geschlossenes Konzept wie bei Waldorfs sein. Computer, Bücher - die Kinder mitbringen, Geschichten die vorgelesen werden, alle Ideen, die Kinder mitbgingen, Instrumente, die ein Kind kann, ... Kein Kind ist verpflichtet, ein Thema länger zu verfolgen, wie es Lust dazu hat.

Und natürlich die Frage: Was machst Du heute?
Auf der Seite offner-unterricht.net - Artikel findet sich ein sehr aufschlussreicher Bericht eines Lerhrers, der bei Peschel hospitiert hat.

Das Vorhalten Von Angeboten durch Erwachsene ist meist nur die Angst, es könnte nichts gelernt werden. Alles, was die Kinder verfolgen ist sinnvoll.

Es wird auch deutlich, das die Kinder sehr wohl entscheiden können, was sie wollen und was nicht.

Vielleicht kann man mit einigen Kindern in Richtung Peschel beginnen, so dass man dann schon zu Beginn eine Gruppe hat, die in dieser Richtung (Peschel) arbeitet?

Zu den Freien Schulen kann man auch die Meinung Peschels nachhören (im Vortrag) - es kommt dann doch der Lehrgang, der die Kinder nicht ausläßt: nur noch 1 / 2 / 3 Stunden und dann Morgen geht es weiter.

Es ist Eure Schule und es sind Eure Kinder und kein Konzept, kein Rezept. Ihr müsst Euch überlegen, wie Ihr es machen wollt, Ihr müsst überlegen, wie ihr mit den vorhandenen Kindern arbeiten wollt. Der Weg allein Peschel zu kopieren ist sicher nicht OK.

Liebe Grüße

Jürgen

__________________
Jürgen Göndör
service@paed.com
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28.09.2010 14:19 Juergen ist offline Email an Juergen senden Homepage von Juergen Beiträge von Juergen suchen Nehmen Sie Juergen in Ihre Freundesliste auf
 
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