Hallo. Ich kann aus meiner Erfahrung den Peschelunterricht@Harzberg mit der Freien Schule Prinz Höfte in Bassum vergleichen. Letztere ist eine sehr interessante Gesamtschule, die Systemische Pädagogik mit der Freinetpraxis kombiniert. Ich habe auch neulich in Berlin mit Freinet-Pädagogen gesprochen und mittlerweile den Eindruck bekommen, dass Freinetarbeit sehr wohl im Kern eine Form von Offenem Unterricht ist. Was die Freinets mitbringen ist ein ganz ordentliches Strukturgerüst für die Unterrichtsorganisation. Und da gibt es eine Menge, was man vorstrukturieren kann: Den Ablauf der Versammlung, die Lernphasen, Themen-Epochen, Klassendienste etc. Es ist ein selbstorganisiertes Lernen, worum es geht, nicht unbedingt ein selbstbestimmtes Lernen. Das muss nicht schlechter sein. Was mir an der peschel'schen Öffnung gefällt, ist die hochgradige Individualisierung. Die Klasse bestimmt gemeinsam über die Strukturen und kann sie nach Bedarf anpassen und in der Findung der geeigneten Strukturen einen Prozess durchmachen mit den entsprechenden Fehlern und Sackgassen. Schüler müssen so nicht einem vorgefertigten Gerüst passen, sie bauen sich ihr eigenes Gerüst - und der Lehrer macht und lernt natürlich mit. Vermutlich ist er das entscheidende Stück im Puzzle - trotz Öffnung und Zurückhaltung in vielerlei Hinsicht. Das heißt auch, dass der Lehrer ein stark demokratisches Verständnis besitzen muss und trotzdem wissen muss, was er eigentlich will bzw. wissen muss, dass er sich dafür entschieden einsetzen muss. Gewissermaßen fehlen dem Lehrer bei zunehmender Öffnung die ganzen "Krücken", an denen man sich festhalten könnte. Montessori, Freinet, Steiner und all die anderen bieten solche Krücken... Wer unsicher ist, greift danach und ist damit vielleicht sogar gut beraten.
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Dirk am 19.10.2011 22:13.
|