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Juergen
Administrator
Dabei seit: 08.11.2003
Beiträge: 312
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Hi Charlotta,
Der Satz des Prüfers über Neill ist natürlich erklärungsbedürftig. Ich habe Neill nie kennengelernt und kann daher wenig über seine Peerson sagen - außer was ich in der Literatur gelesen habe.
Entscheidend scheint aber doch zu sein, daß er zwar eine autoritäre Erziehung und eine autoritäre Schulausbildung und Lehrerausbildung hatte. Ob sich daraus ein Automatismus ableiten läßt ist für den Einzelfall sehr fraglich.
In seinen Handlungen war Neill jedoch alles andere als autoritär. Er hat sich immer wieder fast therapeutisch für einzelne Kinder eingesetzt, z.B. in den privat lessons, oder wenn er mit einem neuen Schüler, der Fenster einschmiß, diesem noch bei seinem Tun half.
Adorno habe ich leider vor so langer Zeit gelesen, daß ich da nicht mehr konkret werden kann. Aber poste doch mal was Du verwenden möchtest und dann kann ich vielleicht was über Neill dazu sagen - oder Hinweise geben, wo vielleicht was zu finden ist.
Der Hinweis auf die natürliche Autorität ist gut, denn das gibt schon mal einen deutlichen Unterschied zum autoritären Charakter.
Neill hat sich ja auch immer gegen den Begriff 'antiautoritär' zur Wehr gesetzt und statt dessen von 'selbstregulativer Erziehung' gesprochen.
Und die Regeln in Summerhill beinhalten oft Ausnahmen für bestimmte Kinder. Sie werden mit diesen Ausnahmen so auf den Meetings abgestimmt.
Also gar kein law and order, weil Regeln immer für Menschen da sind und nicht die Menschen für die Regeln.
Bezeichnend ist der Stress, den Neill mit den Lehrern der deutschen Sektion der Neuen Schule in Hellerau hatte: Die wollten moralisches Handeln - wir wollten unser Leben leben.
Liebe Grüße
Jürgen
__________________ Jürgen Göndör
service@paed.com
http://paed.com
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04.02.2009 13:24 |
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HaJo55
Grünschnabel
Dabei seit: 11.09.2008
Beiträge: 5
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28.01.2009 01:09 |
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Charlotta
Grünschnabel
Dabei seit: 27.01.2009
Beiträge: 2
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A.S. Neill - eine Autoritätsperson? |
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Hallo liebe Nutzer des Forums,
ich hoffe, dass noch immer der eine oder andere hier rumschleicht, denn die letzten Beiträge sind schon etwas älter...
Ich schreibe schließe meine Studium der Erziehungswissenschaft bald ab und befasse mich in diesem Zusammenhang mit der Frage, ob Summerhill nur hat funktionieren können, weil Neill eine autoritäre Persönlichkeitsstruktur hatte.
Ich habe mich mit den "Studien zum autoritären Charakter" von Adorno und seinen US-Kollegen sehr intensiv sowie mit Fromms Theorien am Rande auseinandergesetzt.
Die folgende Idee bringt mich auf den Gedanken, dass Neill ebenso eine autoritäre Persönlichkeit besessen haben könnte.
"Wer als Kleinkind von seinen Eltern autoritär behandelt werde, entwickle später selber einen autoritären Charakter, der kaum noch beeinflussbar sei und sich durch Feindseligkeit gegenüber Anderen oder Unterlegenen auszeichne."
Siche besteht die Möglichkeit, dass man die Grundstrukturen seines Charakters bei entsprechender Erkenntnis überantworten kann. Doch auch mein Prüfer ließ im Vorgespräch den Satz fallen: "Summerhill hätte nie funktioniert, wenn Neill nicht selbst eine ausgesprochene Autoritätsperson gewesen wäre."
Bei all der Betrachtung des antiautoritäen Modells Summerhill kommt diese Theorie nicht zur Sprache.
Kann mir vielleicht jemand mit Literaturtipps oder eigenen Gedanken dahingehend ein paar Ideen liefern.
Denn freilich möchte ich nicht nur auf eine solche Frage in der Prüfung gewappnet sein - mich interessiert diese Theorie inzwischen sehr brennend.
Ich danke allen, die sich meines Themas annehmen, bereits jetzt. Ihr helft einer blockierten Studentin ;-)
Herzliche Grüße
Charlotta
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27.01.2009 15:36 |
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