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Geschrieben von nick am 15.05.2004 um 16:36:

1. Staatsexamen mündl. mit Schwerpunkt Freinét-Pädagogik

Hallo
Über Internet-Recherche zum Thema Freinét stieß ich auf diese sehr informative Seite und möchte nun einige Fragen stellen, die mir Freinét-Kundige sicher beantworten können.

1. Warum benennt sich diese Bewegung, die von einem demokratischen, selbstverwalteten Gruppenprinzip ausgeht, nach einer Person (was mir dann wieder führungsgeleitet vorkommt)

2. Ist es richtig, dass sich Freinét besonders intensiv mit der Genfer Schule auseinandersetzte, so mit Piagets Entwicklungsstadien (hier besonders der sensu-motorischen Entwicklung) und mit Maria Montessoris Pädagogik? Inwieweit halten Sie den haptischen Sinn prägend für die Entwicklung dieser Pädagogik?

3. Weshalb sah Freinét seinen Ansatz nicht als eine in sich geschlossene eigenständige pädagogische Richtung, sondern wollte, dass diese Elemente in die staatlichen Schulen übernommen werden? Inwieweit kann man von ihm als einem nich-bürgerlichen Reformpädagogen sprechen?

Über eine rege Beantwortung würde ich mich persönlich sehr freuen,

Gruß, Dominik Rebele






Geschrieben von nick am 20.05.2004 um 19:38:

Danke für die zahlreichen Hinweise, dass ich Freinet falsch geschrieben habe. Bei dem großen Andrang und der gegenseitigen Hilfsbereitschaft scheint die Freinet-Sache wirklich noch sehr lebendig und aktuell zu sein.
Hut ab, weiter so!!!
------GÄÄÄÄÄÄHHHHHHN------------------------------------------


Geschrieben von Juergen am 05.09.2004 um 21:44:

Hi,

der Name der Freinet-Pädagogik ist einfach historisch bedingt und nach ihrem Gründer benannt - siehe Montessori u. a.

daß sich Freinet intensiv mit der Genfer Schule auseinandergesetzt haben soll habe ich bisher noch nicht gehört - da müßten Sie einmal in der französischen Orginalliteratur recherchieren. Auf den Seiten von freinet.paed.com finden sich im Lebenslauf eine Reihe von Hinweisen auf die Quellen, auf die sich Freinet stützt. Piaget ist nicht dabei.
Auch rein zeitlich sehe ich das problematisch.

Der ganze Ansatz von Freinet zielt nicht auf die Erschaffung einer eigenständigen Pädagogik, sondern auf eine Veränderung der staatlichen Schule.

Ob er ein nicht-bürgerlicher Reformpädagoge war - was bezeichnen Sie als bürgerlichen Reformpädagogen? Ich tue mich mit solchen Schubladen immer schwer, wenn ich nicht weiß, was genau gemeint ist.

Auch bei den heutigen Freinet-Pädagogen gibt es freundliche Hinweise auf Fehler und auch Oberlehrer. Hoffentlich habe ich keine Teppfehler ;-))

Liebe Grüße

Jürgen Göndör

__________________
Jürgen Göndör
service@paed.com
http://paed.com


Geschrieben von Etienne am 29.10.2004 um 02:18:

1. Das tut die Bewegung nur sehr teilweise. In den meisten Ländern heisst sie "Moderne Schule", an anderen Orten nennen sich diese Lehrer "Schuldrucker". Auf der Seite der FIMEM (freinet.org) sind alle Verbände der ganzen Welt aufgelistet.

3. Freinet war Lehrer an der Staatsschule. Da scheint es mir logisch, dass er seinen Ansatz in dieser umgesetzt hat.

Freinet war Mitglied der kommunistischen Partei (wenn ich mich nicht irre). Kommunisten gelten als Linke und als solche als nicht bürgerlich. Den Zusammenhang mit der Reformpädagogik erschliesst sich mir jedoch nicht ganz.


Geschrieben von Peter K. JAKOB am 18.12.2005 um 17:58:

zu2) zum Zusammenhang mit der Genfer Schule muss man sagen, es gibt sehr wohl einen, den sie entstand ja schon vor Piaget. Freinet hat Claparède gelesen und sich mit Adolf Ferrière auseinandergesetzt (Dieser hatte ja das Buch "Ecole active"/dt. Die Tatschule" (1922) als Überbrlick über verschiedene Bestrebungen geschrieben, die man in bislang in Deutschland als Reformpädagogik bezeichnete). Ferrièr hatte als Sekretär der Internationalen Ligue Ecole Nouvelle / Weltbund zur Erneuerung der Erziehung /... mehrmals schriftlich zugunsten Freinet's interveniert, z.B. nach dem Schulkrach 1933, dann als Freinet interniert wurde 1940/41. Obwohl Freinet ähnliche Untersuchungen machte wie Piaget, wird dieser von Freinet bzw. Elise nicht so geschätzt, da sie ihn eher der experimentellen Psychologie zuschreiben, sie wollen ihre Daten aber aus der konkreten Beobachtung im Alltagsleben von Kindern /vor allem ihrer Tochter Madleine) gewonnen haben. Die Genese von Kinderzeichnungen etc. als Teil der Abhandlungen Freinets über die Natürliche Methode.(siehe C. Freinet, Gesammelte Werke Bd. 2, Hrsg. Hans Jörg). Piaget selbst bezog sich im Sammelband "Theorien und Methoden der modernen Erziehung" (dt. 1978, S. 63f) auf "das bemerkenswerte von Freinet...".

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